Blauzungen-Impfung muss freiwillig sein

(Nachtrag aus dem Jahr 2020: Diese Pressemeldung  wurde 2008 geschrieben. Damals ging es um einen noch nicht zugelassenen Impfstoff - mittlerweile stehen zugelassene Impfstoffe zur Verfügung. Demeter fordert in der Meldung eine Freiwilligkeit der Impfung - tatsächlich wurde aus verschiedenen Gründen die Blauzungenimpfung nicht verpflichtend eingeführt, mehr Informationen dazu findet man beispielsweise hier. Demeter hat die Impfung auch für Verbandsmitglieder zu keinem Zeitpunkt verboten. Die Infektionszahlen für die Blauzungenkrankheit in Deutschland  sind glücklicherweise in den meisten Jahren sehr gering. )

Nach Erfahrungen mit dem ersten Impfgang gegen die Blauzungenkrankheit (BT) und vor dem Hintergrund des bevorstehenden Impfzuges ab Februar 2009 erneuert Demeter seinen Protest gegen die Zwangsimpfung. „Jeder Landwirt soll selbst entscheiden können, ob er seine Tiere gegen die Blauzungenkrankheit impfen lässt oder nicht“, fordert Demeter-Vorstand Stephan Illi für die rund 1400 bio-dynamisch wirtschaftenden Erzeuger in Deutschland. Den Öko-Pionieren ist die freie Entscheidung aus eigener, bewusster Erkenntnis besonders wichtig. Sie halten die staatlich verordnete Pflicht zur Impfung gegen die Blauzungenkrankheit für fragwürdig und den propagierten flächendeckenden Impfschutz für eine Illusion. „Wir fühlen uns bestätigt durch die Erfahrungen aus diesem Sommer, die Zweifel an der Wirkung der Impfung nähren,“ unterstreicht der Agraringenieur Illi. Trotz Impfung seien immer wieder Neuerkrankungen aufgetreten. Die Ausbreitung des BT-Virus in der Natur durch ständig wiederholte, flächendeckende Impfungen der Nutztiere zu verhindern sei ganz offenbar unrealistisch. So konnten inzwischen zahlreiche weitere Serotypen des Blauzungenerregers erkannt werden, gegen die es noch gar keine Impfstoffe gebe. „Das zeigt, wie wenig wir bisher über die Ausbreitung des Virus in all seinen Unterarten wissen. Es lässt Zweifel aufkommen, ob wirklich allein die Gnitzen – kleine Mücken – als Überträger anzusehen sind,“ meint Demeter und fragt: „Welchen Sinn macht die Impfung gegen einen Virustypen, wenn zwei weitere vor der Haustüren stehen, für die es gar keinen Impfstoff gibt?“ Außerdem zeige sich, dass in vielen Bundesländern mehr kranke Tiere durch Nebenwirkungen der Impfung registriert wurden als Blauzungenfälle. „Der Einsatz von nicht zugelassenen und nicht ausreichend geprüften Impfstoffen darf niemandem aufgezwungen werden – schon gar nicht den Tierhaltern, die auf natürliche Immunität setzen und die Gesundheit ihrer Herden durch optimale Haltung und Fütterung stärken.“ In ihrer Argumentation berufen sich die bio-dynamischen Landwirte auch auf ihre europäischen Nachbarn. So sei die Krankheit in England selbst im Winter ausgebrochen, wenn gar keine Gnitzen fliegen. Großbritannien und die Niederlande hätten auf die staatlich verordnete Impfpflicht komplett verzichtet. Der Öko-Verband verweist zudem auf Aussagen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die inzwischen von einer breiten, natürlichen Durchseuchung der Rinderherden ausgehe. Die natürliche Immunität, die im Gegensatz zur Impfung mit nur 100 Tagen Wirksamkeit lebenslang hält, sei immer die bessere Lösung. Zahlreiche Meldungen über Impffolgen wie Verkalbungen, Leistungseinbrüche und plötzliche Todesfälle sind bei Demeter eingegangen. „Leider werden solche Hinweise von der Industrie und den Veterinärämtern oft gar nicht weiter verfolgt,“ bedauern die Demeter-Bauern. Besonders erschreckend finden sie, dass Landwirte, die ihre Tiere aus guten Gründen nicht impfen lassen wollten, zum Teil massiven, polemischen Angriffen und erheblichem Druck ausgesetzt waren. Gezeigt habe sich, wie Ausnahmegenehmigungen regional sehr unterschiedlich gehandhabt worden seien. So hätte in Hessen selbst der Nachweis der natürlichen Immunität nicht ausgereicht, den Veterinär zu überzeugen, während das in NRW reibungslos ging. „Noch ist Zeit, dem Gesetzgeber klar zu machen, dass die Zwangsimpfung gegen BT der falsche Ansatz ist,“ setzt Stephan Illi auf Erkenntnis auch bei den Behörden. Vielleicht kommen ausstehende Gerichtsentscheidungen in Sachen BT-Zwangsimpfung so rechtzeitig, damit vor dem zweiten Impfgang Rechtssicherheit entsteht. Einige Demeter-Bauern haben den juristischen Weg eingeschlagen. Sie kritisieren vor allem, dass der Impfstoff nicht ausreichend untersucht sei. Fragen – auch von besorgten Verbrauchern - nach möglichen Auswirkungen auf Milch und Sperma könnten nicht beantwortet werden. „Wir wehren uns dagegen, Teil eines riesigen Feldversuches zu sein,“ betonen die Demeter-Bauern.