Am 10. September kamen Forscher:innen und Interessierte zur Fachtagung „100 Jahre Landwirtschaft für die Erde – Die Biodynamische Wirtschaftsweise im Licht der Wissenschaft“ in die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen der Universität Kassel. Eingeladen und organisiert hatte das Symposium der Forschungsring.
Vor dem Hintergrund der aktuellen ökologischen Krisen und dem dringenden Bedarf an nachhaltigen landwirtschaftlichen Lösungen beleuchtete die Tagung zentrale Fragen zur Biodynamischen Wirtschaftsweise: Wie wirkt sich diese besondere Landbauform auf Boden, Pflanzen, Tiere und den Menschen aus? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen vor? Und wie kann sie zur Lösung globaler Umweltprobleme beitragen?
In sechs Vorträgen spannten die Referent:innen den Bogen vom Boden über Pflanzenbau und Tierhaltung bis hin zum Menschen: Dr. Hans-Martin Krause (FiBL) stellte die Ergebnisse des DOK-Langzeit-Feldversuchs vor, in dem sich die biodynamische Variante seit inzwischen mehr als vierzig Jahren als besonders nachhaltige Bodenbewirtschaftung hervortut. Im Anschluss zeigte Dr. Jürgen Fritz (Universität Kassel), wie neue Ansätze und Erkenntnisse der Mikrobiom-Forschung zu einem wissenschaftlichen Verständnis der biodynamischen Präparate und ihrer Wirkungen beitragen können. Michael Fleck (Kultursaat e.V.) und Dr. Carl Vollenweider (Landbauschule Dottenfelderhof) stellten das Potential des biodynamischen Ansatzes in der Pflanzenzüchtung für die Entwicklung neuer Sorten ohne die umstrittenen biotechnischen Methoden der konventionellen Züchtung dar. Dr. Florian Leiber (FiBL) zeigte in seinem Vortrag auf, dass die hohe Wertschätzung gegenüber den Tieren und das Prinzip des Betriebsorganismus im biodynamischen Landbau dabei helfen könnten, zukunftsfähige Perspektiven in der Tierhaltung zu entwickeln. dabei würde das Tierwohl nicht den Produktionsanforderungen nachgeordnet, sondern umgekehrt, diese folgen dem Tierwohl als Grundlage, um Produktionssysteme zu gestalten.
Die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf die Qualität von Lebensmitteln und die menschliche Gesundheit verdeutlichten Dr. Jens-Uwe Geier (Forschungsring e.V.) und Dr. Machteld Huber (Institute for Positive Health, NL). Dr. Jens-Uwe Geier zeigte am Beispiel von Biokristallisation und Wirksensorik, wie ganzheitliche Analysemethoden für die wissenschaftliche Untersuchung von Lebensmittelqualität angewendet werden können.
Demeter-Vorstand Dr. Alexander Gerber zeigte sich beeindruckt von neuen Forschungsergebnissen: „Führende Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis haben eindrucksvolle Studien präsentiert, die aufzeigen, wie die Biodynamische Wirtschaftsweise seit einem Jahrhundert das Prinzip „One Health“ – die ganzheitliche Gesundheit von Boden, Pflanzen, Tieren und Menschen – umsetzt.“
Prof. Dr. Jürgen Heß, Vorstandsvorsitzender des FiBL Deutschland und ehemaliger Leiter des Fachgebiets Ökologischer Land- und Pflanzenbau an der Universität Kassel, hob in seinem Grußwort die Bedeutung von Biodynamischer Landwirtschaft in den letzten 100 Jahren hervor: „Biodynamisch wirtschaftende Betriebe sind seit jeher Vorreiter in vielen Bereichen, sei es solidarische Landwirtschaft, kuhgebundene Kälberaufzucht, Saatgut und Pflanzenzucht oder Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Biodynamik ist ein allumfassendes Gesamtsystem, jeder Hof ist individuell und es sind immer die Menschen, die dabei den Unterschied machen, Dinge voranbringen, Neues entwickeln und Impulse für die Zukunft geben.“
„Mit dem Symposium haben wir Einblicke gegeben, wie man sich wissenschaftlich mit dem biodynamischen Landbau befassen kann, und welche faszinierenden Ergebnisse diese Forschung schon erbracht hat. Die Fachtagung zeigt: Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser Wirtschaftsweise, die für die Entwicklung des Ökolandbaus essenziell war und in ökologischer und sozio-ökonomischer Hinsicht ein besonderes Nachhaltigkeitspotenzial besitzt, kann inhaltlich und methodisch wertvolle Impulse für die Zukunft geben”, bilanziert Dr. Christopher Brock (Forschungsring e.V.).
Für weitere Informationen zur Fachtagung wenden Sie sich gerne an
Dr. Christopher Brock, Forschungskoordinator des Demeter e.V. und Vorstand des Forschungsring e.V.: brock@forschungsring.de