Virtuelle Ostern?

Die vorösterlichen Agrarschlagzeilen blicken trotz Krisen nach vorne: So prognostiziert eine Firma den Umfang der Anbauflächen nach Kulturen aus dem All. Meint wohl, per Satellit in der Erdumlaufbahn. Landwirtschaft als Schlüsselsektor für digitale Lösungen propagiert ein anderer Beitrag. Aber ohne schnelles Internet auf dem Land? Eine Behörde betont den Stellenwert von „DigiMilch“ – keine Sorge, es handelt sich um echte Milch(erzeugung) in einer digitalisierten Umgebung. Zum Girls Day wird übrigens ein digitales Agrarpraktikum für Mädchen angeboten: Stallluft schnuppern am Bildschirm, Getreide striegeln im Livestream. Keine Frage, technischer Fortschritt kann manches erleichtern. Aber er ersetzt nicht die Natur- und Bestandsbeobachtung des Landwirts: Algorithmen basieren ja auf allgemein modellhaft festgelegten Formeln, die nicht unbedingt die Realität von Biobetrieben oder des konkreten biodynamischen Betriebs abbilden. Und das Gespür, das es als Gärtner oder Landwirtin braucht, zumal biodynamisch, muss zudem am Objekt und Wesen trainiert werden. Außerdem ist die Einrichtung eines Arbeitsplatzes in der Landwirtschaft im Vergleich zu anderen Sparten äußerst teuer – und vieles Digitales nicht gerade billig, bei nachwievor grenzwertigen Erzeugerpreisen. Aber Ostern schauen wir ins All, schließlich folgt das Fest ja dem ersten Frühlingsvollmond. Und ganz undigital ist die Schlagzeile zur Langohrenzählung: „Positivtrend bei Feldhasen hält an.“

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.