Natur oder Kultur?

Am Wochenende wurden wir überfallen – das heißt, eigentlich die Bienen in unserem Garten. Sie wurden geräubert von Bienen, deren Halter sie offenbar nicht für den Herbst und Winter eingefüttert hat. Vielleicht stammten sie auch von einem Imker mit wenig Erfahrung, der der Natur ihrem Lauf lassen wollte. Dieser Gedanke aber - zurück zur Natur und alles wird gut - ist grundfalsch! Erstens leben wir im Anthropozän, der Mensch ist so zahlreich und wirksam, dass er die Erde zwangsläufig umformt. Zweitens beruht jede Kultur darauf, mit der Erde einen Pakt einzugehen – in unterschiedlicher Balance: Während Amazonasvölker gezielt Baumsamen in den vermeintlichen Urwald setzen, haben wir in anderen Regionen Forst oder Plantagen, mit Folgen. Als Landwirte sind wir Gestalter und Nutzer von Ökosystemen – und dazu braucht es ein passendes Konzept. Das biodynamische Bild von Landwirtschaft als einem sich entwickelnden Organismus ist eine umfassende Antwort auf diese Herausforderung, mitsamt daraus abgeleiteten Maßnahmen. Es setzt die entsprechende Bildung der Tätigen voraus. Ein Demeter-Gärtner sprach deshalb auch mal von „Kulturkost“ statt von „Naturkost.“

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

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