Vertikaler Anbau oder Boden gut machen?

Prinzipiell ist es zu begrüßen, dass sich nun auch Architekten um die Ernährungssicherung auf unserem Planeten Gedanken machen. Denn durch Bautätigkeit werden hierzulande immer noch die meisten Böden zerstört, täglich die Fläche von mehr als 100 Fußballplätzen. Gerade hat die Diskussion um Landwirtschaft in Kellern und Hochhäusern Konjunktur in der Presse, es schreiben z.B. Bild der Wissenschaft und auch Ökologie und Landbau ausführlich darüber. Doch sind diese Systeme bisher nur für Gemüse und ggf. Strauchobst gedacht, die Massennahrungsmittel wie Getreide oder Bohnen etc. lassen sich so nicht erzeugen. Was ist mit der Energiebilanz bei komplett künstlicher Atmosphäre, Kunstdünger etc. oder dem Ressourcenverbrauch? Und macht es fachlich und biologisch Sinn Kühe auf einem Schiff im Rotterdamer Hafen Milch vor allem aus Kraftfutter erzeugen zu lassen? Eine Wiese wäre billiger und es gäbe keine Konkurrenz ums Getreide. Wer investiert in sowas? Das Gemüse aus dem U-Bahn-Tunnel in London geht an teure Restaurants, da mag sich das rentieren. Doch wer will eigentlich solche Pflanzen essen, die nie lebendigen Boden oder Sonne gesehen haben? Welche Kräfte geben die uns noch? Die biodynamische Sekem-Initative macht vor, wie es auch geht: mit Bewässerung und Kompost Wüstenboden fruchtbar machen – das geht! Boden gut machen und Böden erhalten, das sollte die Stoßrichtung der Zukunft sein, statt sich auf schicke und teure Nebenschauplätze zu kaprizieren.

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

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