Bio-dynamische Tierzüchtung fördern
Den Stier bei den Hörnern packen
Müssen wir alles nutzen, was uns Forschungslabors als Fortschritt verkaufen wollen? Entfernen wir uns damit nicht zu sehr von natürlichen Lebenszusammenhängen? Die künstliche Besamung von Kühen ist in der Landwirtschaft seit vielen Jahren gängige Praxis - auch im Bio-Bereich, zum Teil auch bei Demeter-Kühen. Allerdings packt Demeter den Stier bei den Hörnern und fördert inzwischen gezielt die eigene, bio-dynamische Tierzucht. Sie muss sich an den Anforderungen dieser nachhaltigen Wirtschaftsweise orientieren und zunehmend Unabhängigkeit von einer rein ertragsorientierten Selektion ermöglichen.
Keine Kälber aus dem Reagenzglas
Demeter-Bäuerinnen und -Bauern beobachten ihre Tiere genau, sehen Stier und Kuh bei der vorsichtigen Annäherung und erleben neugierig ihre Herde mit der besonderen Energie des Stierwesens. Die bio-dynamischen Landwirte versuchen, bewusst zu entscheiden - auf der Basis der bio-dynamischen Werte. Die gehen auf Rudolf Steiner zurück, den Initiator von Waldorfpädagogik, anthroposophischer Medizin und spiritueller Landwirtschaft. Das Stierzuchtprojekt wurde seit 2005 durchgeführt. Acht Höfe hatten sich bereit erklärt, zuchttaugliche Jungtiere groß zu ziehen. Auf vielen Demeter-Höfen leben inzwischen Stiere in der Herde, in Baden-Württemberg zum Beispiel auf über 50 Prozent. Im nächsten Schritt geht es nun darum, geeignete Zuchtmethoden zu erforschen. Dafür soll ein neues Projekt gestartet werden.
Hochleistungskühe brauchen viel Kraftfutter für ihre enorme Milchproduktion, haben eine geringe Lebenserwartung und sind häufig lcranldieitsanfällig. Sie passen nicht zum Bio-Hof, der auf wesensgemäße Fütterung mit frischem Grün und Heu ausgerichtet ist. Ziel ist es deshalb, für den Nachwuchs der Demeter-Kühe unabhängig zu werden von konventioneller Züchtung und von Samenbanken, die Kälber aus dem Reagenzglas ermöglichen. Embryotransfer ist bei Demeter ohnehin ausgeschlossen. Stiere, die aus Embryotransfer gezogen wurden, dürfen nicht mehr auf die bio-dynamischen Betriebe. Den Einsatz von Tiefkühl-Sperma der Stiere, die mit reichlich Hormoneinsatz und Leihmüttern aus dem so genannten Embryotransfer entstanden sind, hat Demeter in seinen konsequenten Richtlinien außerdem ausgeschlossen. Ein Signal dafür, dass das Ideal stolzer Herden mit männlichen Tieren für die bio-dynamischen Höfe gilt.
Robust, verträglich, solide Lebensleistung
Damit es noch mehr in die Praxis kommt, ist noch viel zu tun: unabhängig forschen, vitale Elterntiere züchten und Rinderlinien entwickeln, die robuste Gesundheit, verträgliches Wesen und solide Lebensleistung vereinen. Ein Ziel, an dem Verbraucherinnen und Verbraucher mitwirken können - zum Beispiel durch bewusste Kaufentscheidungen.