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Summendes, brummendes Ackerleben?

Um die Artenvielfalt an Insekten, Vögeln, aber auch Wildpflanzen zu erhalten, fordert Demeter klare Schritte.

Summendes brummendes Ackerleben?
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Juliane Pieper

In der Natur wird es immer stiller – und weniger vielfältig: Es gibt weniger Hummeln unter blühenden Bäumen, weniger Lerchen auf den Feldern, weniger Blüten auf Wiesen und am Wegesrand. Erschreckend ist, dass heute rund ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten in Deutschland im Bestand gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Zwischen 1990 und 2014 ist die Gesamtbiomasse der Fluginsekten in einigen Regionen um 76 Prozent zurückgegangen.

Das hat auch für die Menschen Folgen. Insekten bestäuben weltweit drei Viertel unserer Nutzpflanzen; Nützlinge wie Schlupfwespen und Raubkäfer fressen Schädlinge. Ohne eine Vielfalt an Tierchen wie Regenwürmern und Asseln, aber auch an Pilzen und Bakterien wären unsere Böden schlicht unfruchtbar. Im Rahmen eines EU-Projekts wurden bis 2019 die Ergebnisse aus 89 Studien an 1500 Standorten zu bestäubenden und schädlingsvertilgenden Insekten weltweit ausgewertet. Die Schussfolgerung: Die biologische Vielfalt und vielfältige Agrarlandschaften sind für landwirtschaftliche Produktivität und stabile Erträge essenziell. Landwirtschaft braucht Vielfalt!

Insekten und Pflanzen sterben
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Juliane Pieper

Zum Glück gibt es mittlerweile einige Initiativen zur Rettung der Buntheit und Reichhaltigkeit der Arten. So haben die Stuttgarter Demeter-Imker David Gerstmeier und Tobias Miltenberger 2019 mit ihrer Initiative proBiene das Volksbegehren „Rettet die Biene“ gestartet. Erfolgreich, denn in Verhandlungen mit der Landesregierung Baden-Württembergs und weiteren Interessenvertreter*innen aus Landwirtschaft und Naturschutz wurde schließlich erreicht, dass 62 Millionen Euro zusätzlich für die Artenvielfalt mobilisiert werden. Zudem wurden verbindliche ambitionierte Ziele beschlossen: Der Ökolandbau soll bis 2030 auf 40 bis 50 Prozent ausgedehnt, der Biotopverbund auf 15 Prozent der Landesfläche ausgebaut werden. Chemisch-synthetische Pestizide in Privatgärten werden verboten.

Damit sich die Artenvielfalt in ganz Deutschland erholt, das Aussterben zumindest gestoppt wird, sind bundesweite Aktionen erforderlich. Inzwischen gibt es in der Bundespolitik immerhin ein Aktionsprogramm und den Runden Tisch Insektenschutz. Doch echte Fortschritte dabei, die Landwirtschaft insektenfreundlicher und enkeltauglicher zu gestalten, gibt es nur, wenn die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) sowie die landwirtschaftlichen Förderprogramme der Länder einen entschiedenen Fokus darauf setzen. Wer in seinem Betrieb extra Hecken pflanzt oder extensiv Grünland bewirtschaftet und wer auf Ökolandbau umstellt, betreibt aktiven Insektenschutz. Deshalb fordert Demeter, die Agrarmilliarden umzuverteilen: Für eine zukunftsgerichtete Agrarwende müssen mindestens 70 Prozent der EU-Agrargelder dafür verwendet werden, die Landwirtschaft ökologischer und klimafreundlicher zu machen und die Artenvielfalt zu fördern!

Biodiversität bei Demeter

Auf biodynamischen Höfen blüht und summt es schon lange, bedingt durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, durch das Pflanzen von Hecken und durch buntere Fruchtfolgen. Zusätzlich hat Demeter seit 2013 in seinen Richtlinien festgeschrieben, dass Landwirte und Gärtnerinnen zehn Prozent der gesamten Betriebsfläche der Biodiversität widmen. Das können Hecken, Streuobstwiesen oder Blühflächen sein. Für mehr Artenvielfalt entwickeln Betriebsleiter*innen gemeinsam mit Berater*innen einen an den Standort angepassten Biodiversitätsplan.

Dieser Artikel stammt aus dem Demeter Journal