Sprachlos

Anfang Februar konnte ich noch erleben, wie wunderbar man über Grenzen von Ländern, Sprache und Kontinenten miteinander arbeiten kann – bei der internationalen biodynamischen Konferenz des Goetheanums. Zweieinhalb Wochen später verschlägt der verbrecherische Überfall auf die Ukraine – geprobt in Grosny und Aleppo – sogar mir Vielschreiber die Sprache. Die Welt muss sich neu sortieren, geistig, sozial wie militärisch und ökonomisch wie ökologisch. Sogar Biobauern, vor allem Geflügelhalter merken, wie eng verzahnt die Staaten heute sind: die Eiweißfutterkomponente Sonnenblumenkuchen kommt fast ausschließlich aus der Ukraine. Und der Ökolandbau muss sich fragen, wie weit die Strecke noch ist zum Ideal einer regionalen nachhaltigen Erzeugung, weg von den industriellen Schemen. Die Schweiz baut ein Viertel ihrer Sonnenblumen selbst an. Auch in der Ukraine gibt es übrigens biologisch-dynamische Betriebe z.B. Schiwa Semlja (Schiwa Semlja Potutory GmbH) in der Nähe von Ternopil, die Namensvetterin unserer deutschsprachigen Fachzeitschrift „Lebendige Erde“. Und auch die Waldorfpädagogik hat dort Wurzeln geschlagen. Hoffen wir, dass sie gemeinsam mit ihren mutigen Landsleuten diesen Vernichtungskrieg und Anschlag auf die Demokratie überstehen, lebend und als freie Menschen.

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