Unterm Schirm

Geben und nehmen

Auf dem Jakobsberg vereinen wir ein Leben mit Milchschafen mit der traditionell- handwerklichen Verarbeitung der Milch. Harmonie bedeutet für mich eine Landwirtschaft im Gleichgewicht – und dieses wirkt sich auf alle Beteiligten aus: Unsere Mitarbeiter, unsere Tiere, aber auch den Boden und die Natur. Wir bekommen etwas und geben auch etwas zurück. Es ist für uns selbstverständlich, dass die Lämmer mit ihren Müttern aufwachsen und ihre Schwänze nicht kupiert werden. Wenn nicht gerade Winter ist, fressen sie auf den Muschelkalk-Wiesen und Weiden rund um den Hof und düngen diese wiederum. Damit sorgen sie für ein lebendiges Bodenleben und Lebensraum für viele Schmetterlinge und Insekten. Das ist so schön! Unsere Schafe sind die besten Landschaftspfleger; sie halten den Unterwuchs kurz und erhalten die Artenvielfalt. Eine Wiese ist ein so komplexer Lebensraum! Aber auch beim Veredeln der Milch leben wir unsere Werte: Unsere kostbare Demeter-Milch von unseren Schafen wie auch die Kuh- und Ziegenmilch von befreundeten Höfen verarbeiten wir in unserer kleinen Jakobsberger Hofkäserei so schonend und werterhaltend wie möglich. Wir halten die Prozesse schlicht, vielleicht ursprünglich. So verzichten wir bewusst auf Mikrofiltration oder Homogenisierung, welche die Qualität der Milch beeinträchtigen, und vermeiden unnötiges Pumpen, um die Fettstruktur nicht zu zerstören. Ich verhehle es nicht: Die Arbeit auf unserem Hof und in der Käserei ist viel und oft auch hart. Doch biodynamisch mit der Natur Landwirtschaft zu betreiben, zu arbeiten, wo die Lust und Freude am Einfachen sich paart mit dem Wissen, etwas Sinnvolles zu tun, erfüllt uns sehr.

Anja Wolff, Jakobsberger Milchhandwerker, www.milchhandwerker.com

Jakobsberger mit Johannes Kamps-Bender
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Unser Demeter-Ideal ist von jeher, dass alles in einer ausgewogenen Balance ist. Die Natur prägt die landwirtschaftliche Arbeit mit ihren immer wiederkehrenden Rhythmen wie den Jahreszeiten, dem Tageslauf und sorgt mit all ihren Zyklen für eine Art Grundharmonie, an der wir uns ausrichten. Diese Kreisläufe sind Grundsatz des Anthroposophischen, Biodynamischen und der Demeter-Landwirtschaft. Immer wieder bringt mich das zyklische, sich stetig erneuernde Leben zum Staunen, und gleichzeitig gehört zum Werden auch immer das Wachsen, Entwickeln, Reifen und auch das Vergehen. Nach Harmonie streben wir auch mit unseren Fragen, wie wir anders und harmonischer miteinander wirtschaften können – auf Augenhöhe, mit Wertschätzung, mit einem ehrlichen Interesse dafür, was die einen brauchen und die anderen geben können. Ich bin überzeugt, dass wir alle insgesamt massiv umdenken und unser Handeln verändern müssen. Dazu zählt nicht nur, dass wir uns vom aktuellen Überkonsum, der alle planetaren Grenzen sprengt, verabschieden müssen. Sondern dazu gehört auch, Lösungen zu finden, um allen Menschen Zugang zu gesunden, nährenden, Bio- und biodynamischen Lebensmitteln zu ermöglichen – und dass gleichzeitig all jene, die vom Acker bis zum Ladenregal daran beteiligt sind, wiederum einen wertschätzenden Preis dafür erhalten, von dem sie leben können.

Johannes Kamps-Bender, Demeter-Vorstand