Dass Respekt, Wertschätzung und Vielfalt erstaunlich nah beieinander liegen können, zeigt die neue Winterausgabe des Demeter Journals auf unterschiedliche Art und Weise.
Ein Bauernhof mitten im Wohngebiet von Stuttgart? Zwischen zahllosen parkenden und fahrenden Autos, Mehrfamilienhäusern hinter schmalen Bürgersteigen – hier riecht es nicht nach Landwirtschaft, und es klingt auch nicht danach. Die üblichen Paketlieferwagen stehen vor dreistöckigen Gebäuden mit mehreren Klingelschildern, als Verkehrshindernisse werden sie ungeduldig umfahren von SUVs und Kleinwagen. Und dann doch: ein Schild mit einer Kuh, das in Richtung Bordstein ragt: „Reyerhof – Ihr Bauernhof in der Stadt“. Die Einfahrt neben dem Hofladen führt in der Tat nicht auf den nächsten Parkplatz, sondern – vorbei an zwei kleinen Tischen, die zum Hofcafé gehören – mitten hinein in einen luftigen, hellen, halbrunden Kuhstall. Und kaum ist man unter dessen Dach, befindet man sich in einer anderen Welt, die anders riecht (ein bisschen nach Kuhmist, ein bisschen nach Heu und Stroh) und sich anders anhört (hin und wieder ein Muhen, ansonsten dominiert das unglaublich beruhigende Geräusch, das entsteht, wenn zehn Kühe zufrieden wiederkäuen).
Alles hängt mit allem zusammen: das Artensterben mit dem Klimawandel, der Klimawandel mit unserer Lebensmittelproduktion, unsere Lebensmittelproduktion wiederum mit dem Artensterben. Davon ist Tanja Busse, Landwirtschaftsexpertin und Fachfrau für Ökosysteme, überzeugt. So spiegele sich der Verlust an Arten, Sorten und Naturlandschaften auch auf unserem Teller wider. Spannende These – höchste Zeit für ein Gespräch auf Orange!