Die Demeter Historie

Eine Zeitreise durch die Geschichte des Demeter e.V.

La ferme de la rocheraie Hof
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1924

zu Pfingsten hält Rudolf Steiner im schlesischen Koberwitz acht Vorträge "Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft".

Der "Landwirtschaftliche Versuchsring der anthroposophischen Gesellschaft" erprobt umgehend die Angaben Steiners in der landwirtschaftlichen Praxis. Die "Verwertungsgenossenschaft für Produkte der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsmethode" wird drei Jahre später gegründet.

1927

Die beiden Frauen Louise Langgaard und Hedwig von Rohden bauten ab 1919 die „Loheland Schule für Körperbildung, Landbau und Handwerk“ bei Fulda auf. Ab 1927 werden Lohelands Anbauflächen kontinuierlich biodynamisch gepflegt. Loheland gehört damit weltweit zu den ältesten Orten dieser Kulturmethode.

1928

wird das Demeter-Warenzeichen eingeführt. Die ersten Merkmale für Demeter-Qualitäten werden formuliert. Auf der Finca Irlanda in Chiapas, Mexiko, beginnen die Brüder Rodolfo und Walter Peters mit der biologisch-dynamischen Kaffeekultur. Erhard Bartsch erwirbt den Hof Marienhöhe bei Bad Saarow, der bis Kriegsende ein wichtiges Zentrum für die biodynamische Landwirtschaft wird. Bartsch siedelt dort die Geschäftsstelle des Versuchsringes an. 

1930

Wird die Demeter-Monatsschrift zum öffentlichen Organ der biodynamisch interessierten Landwirte und Gärtner. Lili Kolisko und Ehrenfried Pfeiffer entwickeln in Deutschland die Kupferchlorid-Kristallisation als bildschaffende Methode, mit der innere Qualitäten von Lebensmitteln in ihrer ganzen Komplexität sichtbar gemacht werden können. An der Landwirtschaftskammer Berlin und Brandenburg zeigen erste Versuche die Wirksamkeit der biologisch-dynamischen Präparate. 

1931

werden bereits 1000 Höfe biologisch-dynamisch bewirtschaftet.

1932

wird der "Demeter-Wirtschaftsverbund" gegründet. Der Impuls, den Steiner gesetzt hat, kommt verstärkt auch im Ausland an. In der Schweiz, den Niederlanden, in Österreich, England, Schweden und Norwegen stellen Bauern auf die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise um.

1933

Die Schweizer Firma Holle ist die erste, die Demeter Erzeugnisse verarbeitet.

1933-1945

Wie sich biodynamische Akteur:innen zum Nationalsozialismus stellten, war bereits Gegenstand einiger Studien, das Wissen bleibt aber weiterhin relativ lückenhaft. Um mehr Transparenz herzustellen, wurde eine sozialhistorische Studie beauftragt. Mehr Informationen finden sie hier:

Transparenz und Verantwortung

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1941

werden alle Demeter-Organisationen und die Monatsschrift "Demeter" in Deutschland durch das nationalsozialistische Regime  verboten.

1946

Der Hof Marienhöhe wurde im Krieg weitgehend zerstört und liegt zunächst in der sowjetischen Besatzungzone, ab 1949 in der DDR. Aufgrund der Teilung Deutschlands gehen viele Akteure der biodynamischen Landwirtschaft in den Westteil Deutschlands. 1946 tritt der "Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise" in Darmstadt die Nachfolge des Versuchsringes an und muss intensive Aufbauarbeit leisten. Erste Einführungskurse für Interessierte finden statt.

1950

erscheint die erste "Lebendige Erde", die Zeitschrift des Forschungsrings. Das "Institut für biologisch-dynamische Forschung" wird in Darmstadt gegründet.

1952

beginnt die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Universitäten in Deutschland und aller Welt.

1954

konstituiert sich der Demeter-Bund.

1957

96 landwirtschaftliche Demeter-Vertragsbetriebe bewirtschaften ca. 2000 Hektar in Deutschland biodynamisch

1958

wird  die "Arbeitsgemeinschaft für Verarbeitung und Vertrieb von Demeter-Erzeugnissen" (AVV) gegründet

1963

veröffentlicht Maria Thun ihre langjährigen Beobachtungen kosmischer Zusammenhänge bei Einjahrespflanzen und entwickelt ihren Aussaatkalender, der seitdem jedes Jahr erscheint.

1973

wird die erste Dissertation (von Ulf Abele) zu einer biologisch-dynamischen Fragestellung an der Universität Giessen angenommen. Die Universität Hohenheim stellt ihr Versuchsgut Ensmad auf Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise um.

1974

Auf dem Demeter-Betrieb „Dottenfelderhof“ wird die erste biologisch-dynamische Landbauschule gegründet. Mit „Demeter-Milch“ kommt das erste tierische biologisch-dynamisch erzeugte Produkt auf den Markt, vertrieben in Reformhäusern.

1978

startet die Landwirtschaftskammer Rheinland mit der Universität Bonn und dem Forschungsring den Langzeitversuch "Betriebsvergleich biologisch-dynamisch/konventionell" auf dem Boschheide-Hof im Rheinland, der die humusaufbau-fördernde Wirkung der Präparate nachweist.

1983

Die freie Ausbildung in biologisch dynamischer Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Gärtnerei startet auf Demeter-Höfen in Norddeutschland.

1988

wird die "Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau" (AGÖL) als Zusammenschluss aller kontrolliert biologisch wirtschaftenden Anbau-Organisationen in Deutschland auf Initiative von Demeter gegründet.

1994

verabschiedet Demeter als erster ökologischer Anbauverband Richtlinien für die Verarbeitung von Lebensmitteln. Dr. Hartmut Spieß, Mitarbeiter im "Institut für biologisch-dynamische Forschung", schließt die erste Habilitation über ein biologisch-dynamisches Thema, die Mond-Rhythmen, ab. Der Verband strukturiert sich bundesweit neu und verlagert Verantwortung in die gewachsenen Regionen.

1995

Richtlinien für Demeter Bienenhaltung werden verabschiedet. Sie orientieren sich konsequent am Tierwohl (z.B. Naturwabenbau).

1996

wird aus der "Arbeitsgemeinschaft für Verarbeitung und Vertrieb" von Demeter-Erzeugnissen das Demeter-Marktforum. Alle bundesweit tätigen Verbandseinrichtungen ziehen in das Demeter-Haus am Rande von Darmstadt.

1997

wird Demeter International e.V. als Zusammenschluss 19 unabhängiger Demeter-Organisationen weltweit gegründet. Alle Kontinente sind vertreten.

1998

wird von Demeter Deutschland die strategisch bedeutsame Ausrichtung auf den Fachhandel als Vertriebspartner beschlossen.

1999

Der Demeter-Verband geht wichtige Schritte auf dem Weg zu einer weltweiten Markengemeinschaft: Demeter bekommt ein neues Erscheinungsbild, das Markenzeichen wird überarbeitet. Das Demeter-Marktforum mit Erzeugern, Verarbeitern, Händlern und Verbrauchern erarbeitet das eigenständige Demeter-Marketing für Vielfalt unter einer gemeinsamen Marke. Die Demeter-Verarbeitungsrichtlinien gelten jetzt weltweit. Mehr als 3500 Demeter-Produkte von italienischen Antipasti über das kräftige Vollkornbrot, den Spitzen-Wein bis zum preisgekrönten Eis, schnelle Tiefkühl-Lasagne, Textilien und Kosmetika sind im Fachhandel zu haben. Die Demeter-Markengemeinschaft ist weltweit die größte Anbietergruppe kontrolliert ökologischer Waren. 

2000

Die Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover gewährt mit dem Kronsberghof, der noch heute nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet wird – einen Einblick in die biodynamische Wirtschaftsweise. Der BSE-Skandal verändert die Rahmenbedingungen für die Demeter-Mitgliedsbetriebe und den gesamten Bio-Markt und bestätigt einen Grundsatz biodynamischer Landwirtschaft, Raufutterfresser wie Kühe - rein pflanzlich zu ernähren.

2001

Dr. Wolfgang Schaumann, Vordenker der bio-dynamischen Bewegung und jahrzehntelang in Vorständen vom Demeter-Bund, erhält das Bundesverdienstkreuz. Das Bio-Siegel wird auf der Grundlage der EG-Verordnung 2091/92 eingeführt. Das Manifest "Lebenslandwirtschaft" des Forschungsrings wird mit 12.000 Unterschriften der Politik überreicht.

2002

Gründung des Bundesverbandes der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft als Nachfolgeorganisation der AGÖL. Einrichtung des Brüsseler Büros von Demeter International zur Vertretung der biologisch-dynamischen Interessen.

2004

Der Forschungsring initiiert die "Ernährungs-Qualitäts-Studie" als erste wissenschaftliche Untersuchung der Wirkung von Demeter-Lebensmitteln auf das körperliche, geistige und seelische Befinden des Menschen. Mit Hilfe von Stiftungen kann eine Professur für Biologisch-Dynamischen Landbau an der Universität Kassel eingerichtet werden. Mit dem Demeter-Aktiv-Partner-Konzept  bekommen Bio-Fachhändler Unterstützung, um sich besonders für die biodynamische Wirtschaftsweise zu engagieren.

2007

Der Demeter e. V. wird zum Dachverband der gesamten bio-dynamischen Bewegung in Deutschland.   
Die Mitgliederversammlungen von Demeter-Bund, Demeter-Marktforum und Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise haben den Zusammenschluss und die Auflösung des Marktforums in ihren jeweiligen Mitgliederversammlungen beschlossen. Der Forschungsring überträgt die Verbandsaufgaben auf den Demeter e. V., so dass nun auch die Richtlinienarbeit dort angesiedelt ist. Im Forschungsring als gemeinnützigen Verein werden weiter die reinen Forschungsaufgaben gebündelt. 

2008

Die erste Demeter Delegiertenversammlung im neugeordneten Demeter-Bundesverband trifft in Oberursel Beschlüsse. Demeter-Pioniere werden ausgezeichnet: Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den Gründer der biodynamischen Sekem Farm in Ägypten, Dr. Ibrahim Abouleish, würdigt sein Bemühen um den interkulturellen und interreligiösen Austausch  beider Länder. Der Demeter-Lämmerhof ins Schleswig Holstein gewinnt den Wettbewerb Förderpreis Naturschutzhöfe 2008.

2009

Das „Demeter Journal“ erscheint. Die Kundenzeitschrift hat das Leitmotiv: Bio-Dynamische Qualität genießen und verstehen. 

40 Jahre Demeter-Verbraucherverein Nürnberg. Mit einer Abo-Kiste Anfang der 60er Jahre und dem „Demeter-Arbeitskreis Nürnberg“ (1966), der als Außenstelle des „Demeterbundes“ Erzeuger, Händler und Verbraucher betreute, neue Produkte auf den Markt brachte und Zusammenkünfte der Landwirte im Nürnberger Landkreis arrangierte, fing alles an. Aus dieser Arbeit heraus wurde der „Demeter-Verbraucher Nürnberg e. V.“ gegründet.

Die ersten zwei Demeter-Marketingtagungen „Netzwerke als Ausweg aus der Krise“ und „Biodynamisch in allen Facetten und mit Emotionen erklären“  waren ein voller Erfolg.

Zum ersten Mal wird ein Demeter-Produkt des Jahres präsentiert.

2010

Der neu gebildete Fachbeirat Züchtung im Demeter e. V. will Finanzierung und Vermarktung biodynamisch gezüchteter Sorten fördern. Demeter verabschiedet eine eigene Richtlinie für die biodynamische Pflanzenzüchtung. 50 Jahre Demeter Baden-Württemberg. Demeter diskutiert nun zu bio-dynamischen Themen auch auf Facebook mit interessierten Verbraucherinnen und Verbrauchern.

2011

Demeter engagiert sich im Verbund Ökologischer Praxisforschung, verleiht den Land-Wirtschafts-Kulturpreis  und ruft zum ersten Mal als Träger zur Demo „Wir haben es satt“ auf .

2013

Die erste beschreibende Sortenliste mit biodynamisch gezüchteten Getreidesorten erscheint in der Schriftenreihe des Forschungsrings. Die Demeter-Delegiertenversammlung beschließt, die biodynamische Züchtung jährlich mit einem festen Betrag zu fördern.

2014

Italienische Forscher (Uni Pisa) finden eine dem Pflanzenhormon Auxin-ähnliche, fördernde Wirkung des Hornmistpräparates auf das Bodenleben.

Anlässlich des 90 jährigen Jubiläum von Steiners Kurs für Landwirte wird neben vielen kleineren Veranstaltungen die Biodynamische Wissenschaftstagung  zusammen mit Instituten der Universitäten Bonn und  Kassel-Witzenhausen gehalten.

Biodynamische Landwirtschaft wird durch die Vorstellung von Demeter Höfen in TV- Formaten wie „Schönes Landleben“ oder „Lecker aufs Land“ zunehmend auch in visuellen Medien vermittelt.

2015

Die Demeter Akademie geht an den Start. Gemeinsam mit Bioland gründet Demeter die Ökologische Tierzucht gGmbH: Zur Züchtung von Öko-Geflügel soll hiermit ein Alternative zu den einseitig gezüchteten Tieren der Zuchtkonzerne aufgebaut werden.

2016

Demeter beschließt mit den Vertriebsgrundsätzen qualitative Kriterien für den Handel. Damit umfasst der Qualitätsanspruch des Verbandes die gesamte Wertschöpfungskette. 

2017

Die 100 ist voll: mehr als 100 biodynamisch gezüchtete Nutzpflanzen-, 80 Gemüse-, 30 Getreidesorten sind zu gelassen. 

2019

Demeter-Landwirt Jakob Schererz gründet „Farmers for Future“, um die Klimaschutzbewegung “Fridays for Future“ zu unterstützen. 

Die Demeter Delegiertenversammlung beschließt den Verzicht auf Plastikverpackungen für frisches Obst und Gemüse binnen zwei Jahren. 

Das Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg, initiiert von zwei Demeter-Imkern, ist erfolgreich. 

Demeter investiert in die Ökologische Milchviehzucht mit horntragendem Milchvieh und stellt einen Züchtungskoordinator, um das im Vorjahr gegründete Züchternetzwerk Hornkuh auszubauen. 

2020

BFDI – Gründung des weltweiten Organisation Biodynamic Federation-Demeter International, die biodynamische Bewegung und Demeter-Markt gemeinsam entwickeln will.

Die Corona-Pandemie erreicht Deutschland. Viele Saisonarbeitskräfte kommen nicht ins Land. Demeter ruft zu Solidarität auf und richtet eine Börse für Menschen ein, die die Höfe unterstützen möchten. Demeter-Mitglieder sind kreativ und nutzen Onlinemedien für virtuelle Kochabende oder Weinproben. 

Demeter ist die nachhaltigste Marke Deutschlands. Das finden Verbraucher nach einer repräsentativen Umfrage von YouGov im Auftrag das Magazins „Stern“. 

Die ÖTZ gGMbH von Bioland und Demeter wird um den Bereich Öko-Rinderzucht erweitert. 

2021

Demeter stellt sich als Gesamtverband neu auf – in einer modernen, föderalen Organisation mit fünf starken Regionen. Neben Demeter im Osten sind das Demeter im Norden, Demeter im Westen, Demeter Baden-Württemberg und Demeter Bayern.