Biologisch-Dynamische Forschung am Forschungsring in Darmstadt (Hessen)

Die Biodynamischen Präparate

Charakteristisch für Demeter-Agrarkultur

Schilder weisen auf das Ökolandbauzentrum am Rande von Darmstadt hin. Kleine Häuser mit bunten Gärten prägen das Bild, dazwischen die biodynamische Forstbaumschule, der Demeter e.V. und der biodynamische Eichwaldhof. Nur ein paar Schritte weiter über den weichen Sandboden hat der Forschungsring seine Zentrale. Hier wird seit 1950 an biodynamischen Fragen geforscht. Dr. Uli Johannes König konzentriert sich dabei auf die Biodynamischen Präparate.

Biodynamisches Hornmistpräparat, Herstellungsprozess (Bild: Yool)

Er kam 1988 zum Institut für Biologisch-Dynamische Forschung, das inzwischen mit dem Forschungsring e.V. zusammengeführt wurde. Als „Morgengabe“ hatte er nicht nur seine Doktorarbeit zum Thema Präparate und Rhythmen im Gepäck, sondern bereits 15 Jahre Präparateforschung. Demeter-Pionier Manfred Klett hatte Königs Interesse an diesen unkonventionellen Zusätzen aus den Impulsen von Rudolf Steiner geweckt, als der Waldorfschüler zu einer Jugendtagung fuhr. Früh spürte der Tübinger („ein Städter“) den Sog der Landwirtschaft. „Mit den Präparaten zeigten sich mir dann Möglichkeiten, aus dem kosmischen Ganzen heraus mit Kräften zu arbeiten. Ich fand, was ich gesucht hatte“, erinnert sich der Forscher. Immer noch spürt er das „Bezaubernde“ der Präparate, die einen ganz anderen Umgang mit Stoffen und Kräften der Natur bedingen als das sonst herrschende Wirkstoff denken der Naturwissenschaft. „Sie fordern mich als modernen Menschen heraus, bei ihrer Zubereitung und Anwendung künstlerisch-alchemistisch in die Naturvorgänge einzugreifen, ohne sie zu manipulieren.“ Wie Uli Johannes König erleben viele Biodynamiker beim Rühren der Spritzpräparate im Wasserfass eine meditative Stimmung, eine innere Verbundenheit mit allem Lebendigen, eine Mischung aus Kontemplation und Inspiration. „Aber wir spüren auch etwas unnahbar Großes dabei, ahnen ein geistiges Wirken, das wir nur unzureichend verstehen können“, räumt er ein und spricht über beide Empfindungen offen bei seinen vielen Schulungen zu den Präparaten in Deutschland und einigen europäischen Nachbarstaaten.

Biodynamische Präparate sorgen für Ausgleich

Was aber bedeuten die Biodynamischen Präparate, die so essenziell für Demeter sind, dass ihre regelmäßigen Anwendungen in den Richtlinien verankert sind und auch entsprechend kontrolliert werden? König nennt sie Heilmittel, Bodenverbesserer, Pflanzenstärkungsmittel, energetische Nachschublieferung und wohltuende Prophylaxe für Lebensprozesse, die dadurch geordnet verlaufen. Und seine jahrzehntelangen Beobachtungen zeigen ihm, dass ihre wichtigste Wirkung die Harmonisierung ist: „Wo etwas zu viel ist, wird es weniger, wo etwas zu schwach ist, wird es stärker.“ Präparate sorgen also für Ausgleich. Da sie auf energetischer Ebene angesiedelt sind und Abläufe bedingen, die von manchem als geradezu mystisch bezeichnet werden, bieten die Präparate wie kaum ein anderes Element im Öko-Landbau Anlass zu Verwunderung, Angriffen und ironischen Bemerkungen. Andererseits lösen sie Faszination aus, wie etwa diese Überschrift der TAZ über Demeter-Bauern zeigt: „Die mit dem Kuhhorn düngen.“ Dabei geht es beim Düngen gar nicht nur um das Zuführen von Stoffen.

Pflege des Bodens

Kern der Demeter-Bemühungen ist die Verlebendigung des Bodens. Nur in vitalem Boden können Nahrungsmittel harmonisch wachsen. „Der Bauer ernährt das Bodenleben, nicht die Pflanzen", lehrte schon Rudolf Steiner, der den Boden ein Organ der Landwirtschaft nannte. Durch die Präparatearbeit verbindet sich der Landwirt seelisch mit Boden, Pflanze und Tier“, weiß Uli Johannes König aus eigener Erfahrung und vielen Gesprächen mit den Männern und Frauen, die eine „Lebenslandwirtschaft“ betreiben.

Besonderes Herstellungsverfahren

Auf dem weitläufigen Gelände des Forschungsrings im Hessischen Ried werden jedes Jahr 1.600 Kuhhörner mit frischem Rindermist gefüllt. Interessierte aus dem Umkreis werden dazu eingeladen und stehen mit Uli Johannes König zusammen neben dem Kübel mit frischem Rinderdung. Sorgsam werden die Hörner mit den Kuhfladen gestopft, in der großen Grube auf dem Versuchsfeld in die Erde versenkt und sorgsam abgedeckt. Ein halbes Jahr – von etwa Ende September bis März – haben sie nun Zeit, die kosmischen Kräfte und die Energie der tierischen Hülle zu nutzen, um schließlich verwandelt als wohlriechende, dunkelerdige Masse aus den Hörnern geklopft zu werden. Im Forschungsring-Keller lagern dann diese Hornmistpräparate genauso wie die Kompostpräparate und der Hornkiesel gut umhüllt von Kokosfasern oder Torf. Die „spirituellen Geschenke“ warten hier auf ihren Einsatz – für die Versuche des Forschers oder für die Nutzung von Hausgärtnern oder Landwirten, die ausnahmsweise gerade mal keine selbst hergestellten Präparate greifbar haben. Normalerweise werden sie nämlich auf dem Demeter-Bauernhof – oft zusammen mit Kollegen aus Pflanzenteilen, Kuhmist oder Quarzmehl selbst hergestellt. In tierischen Organhüllen wie eben den Kuhhörnern, aber auch Darm oder Hirschblase, werden diese Materialien über mindestens ein halbes Jahr im Boden vergraben oder der Sonne ausgesetzt. „Bereits durch die Herstellung der Präparate wird beabsichtigt, mit biologischen Prozessen in Zusammenhang zu bleiben. Die tierischen Organhüllen haben dabei die Aufgabe, die aufbauenden und gestaltenden Lebenskräfte des Umkreises auf die im Organ befindliche Substanz hin zu konzentrieren. Dem Potenziervorgang bei homöopathischen Medikamenten vergleichbar, wird durch diese Herstellungsweise das feinstoffliche Kräftepotenzial der Präparate aufgebaut“, erläutert Dr. König.

Neben den Spritzpräparaten Hornkiesel (fein vermahlener Quarz im Kuhhorn) und Hornmist gibt es die Kompostpräparate aus Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian. Sie regen die Umsetzungsprozesse im Kompost an und bringen die wichtigsten Pflanzennährstoffe in eine organische Ordnung.

Anwendungen

Dafür wird der Kompost oder der Mist regelmäßig mit kleinen Portionen der Präparate gespickt und mit Baldrianwasser besprüht. Auch die Gülle wird entsprechend versorgt. Ein 200-Liter-Kupferfass dient Uli Johannes König als Gefäß für die Dynamisierung der Präparate beim einstündigen Rühren. Es geht auch mit auf Reisen, wenn der unermüdliche Forscher zu Seminaren und Vorträgen unterwegs ist. Vor dem Ausbringen der Spritzpräparate Hornmist und Hornkiesel werden sie in kleinen Mengen eine Stunde lang in Wasser gerührt. Das so dynamisierte Präparatewasser wird anschließend auf die Pflanzen und den Boden ausgebracht und wirkt ähnlich wie homöopathische Arzneimittel energetisch, nicht stofflich.

Das Hornmistpräparat ist als erstes im Jahreslauf dran, wird bereits vor oder während des Aussäens über das gut vorbereitete Land gespritzt. Dadurch werden das Keimen und die Entwicklung der ersten Wurzeln angeregt. Besonders die erste Entwicklungsphase der Pflanze wird damit gefördert – wichtige Voraussetzung für beste Nahrungsqualität für Tier und Mensch.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Viele Jahrzehnte Forschung an den Biodynamischen Präparaten – auch von unabhängigen Instituten wie dem FiBL – haben vielfältige Wirkungen der immer noch geheimnisvollen Zusätze nachgewiesen. Die Präparate vermitteln den Pflanzen Kräfte, welche aus der umgebenden Luft, dem Boden und der gesamten Biosphäre stammen. Das Hornmistpräparat wirkt nachhaltig positiv auf die Bodenfruchtbarkeit. Der seit 1978 durchgeführte Langzeitversuch DOK des FiBL und der Langzeitdüngungsversuch des Forschungsrings belegen dies eindrücklich. Die Wirkung des Hornkieselpräparates lässt sich am besten mit einem sonnigen, warmen Sommertag verglichen werden, sagen besonders die Gärtner, Obstbauern und Winzer. Sie beobachten, dass die charakteristische Aromabildung damit gesteigert werden kann. Aber rein analytisch zeigte sich, dass das Hornkieselpräparat sogar die Haltbarkeit von Lagergemüse verbessert, Nitratgehalte reduziert sowie den Zucker und Vitamingehalt steigert werden. Die stärkere Belebung der Böden durch präparierten Dünger zeigte sich an der gemessenen Erhöhung des Humusgehalts, an spezifischen Enzymaktivitäten sowie intensiverem Wurzelwachstum. Beispiele für eine bessere Produktqualität durch die Präparate sind geringere Lagerungsverluste.

Internetseite des Forschungsring: www.forschungsring.de