Verkehrte Welt: Bio bei den Bösen?

Für manche durchaus gebildeten Leute ist der Ökolandbau Feindbild. Aus unwissenschaftlichen Quellen entstanden, von rückständigen Bauern und Bäuerinnen gemacht, Effektivität von Mineralstickstoff und Gentechnik ablehnend und infolge der dadurch niedrigeren Erträge Welthunger und Biodiversitätsschwund verursachend. Aha. Das kennen wir inzwischen, die wortgewaltige Umkehr der Realität bis hin zur Rechtfertigung und Durchsetzung in Gesellschaft und Politik.

Obwohl es z.B. seit mehr als 40 Jahren integrierte Produktion gibt – angeblich deutlich umweltschonender – ist davon in der Fläche leider nichts zu sehen. Es ist diese bestens beforschte Landwirtschaft, die die Grenzen des Planeten bei Stickstoffbelastung und Biodiversität sprengt! Und dass in Kleinbollersdorf der Welthunger bekämpft würde, ist reine Propaganda. Was Deutschland exportiert, sind vor allem teure Fleisch- und Milchprodukte, erzeugt mit Importfutter, Nahrung, die der Welternährung fehlt.

Hintergrund ist nach wie vor eine gewaltige Fehlsteuerung der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland und der EU: Hätte ein Verursacherprinzip hier Geltung, wären die meisten Bioprodukte preiswerter als konventionelle und der Effektivitätsvorteil konventioneller Landwirtschaft dahin. Auch hier zieht die Umkehr der Realitäten: Biobetriebe müssen sich extra kontrollieren lassen, und haben nun auch Sonderaufwand, um Verunreinigungen aus konventioneller Landwirtschaft auszuschließen. Die Schlimmsten sind angeblich die von Demeter: die haben zwar die gesündesten Böden, sind für manche aber Agrarextremisten, die andere ideell infizieren. Quod erat demonstrandum.

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

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