Systemrelevant in der Krise …

… sind diesmal nicht Banken und Konzerne, sondern bis vor kurzem eher gering geschätzte, aber elementare Berufe im Gesundheitswesen und der Land- und Ernährungswirtschaft. Da ist zu hoffen, dass die neue Wertschätzung sich nachhaltig bemerkbar macht und die ökonomische Balance ein wenig korrigiert wird, zugunsten derer, die direkt mit Mensch und Natur umgehen. Ökologische, regional und saisonal erzeugte Lebensmittel jedenfalls sind gerade nachgefragt.

Noch etwas anderes bemerken wir in der Krise: Wirklich wichtig ist nicht das, was gekauft werden kann, sondern das, was uns als Menschen verbindet, was aber immer wieder neu zu (er)finden ist. Der bis eben noch gültige, uns treibende Hyperkonsumismus kann bei genauem Hinschauen – da sind die Corona-Einschränkungen hilfreich – entzaubert werden als eine Kultur des vor sich selbst (und seinen Nächsten) Wegfahrens. Der Philosoph Peter Sloterdijk beschrieb diesen Seelentrend (im Buch Eurotaoismus) als panische Kultur bzw. die planetare Modernde als flächendeckende Mobilmachung und Selbststeigerung: Immer in Bewegung sein!  Die Risikoseite dieses Lebensstils entdecken wir gerade, nicht nur wegen der aus den letzten Urwäldern aufgescheuchten Viren. Ein anderer Buchtitel könnte teilweise Antwort geben: Die Entdeckung der Langsamkeit. Vielleicht ist die Corona-Bremse die Chance, weniger getrieben durchs Leben zu gehen und unsere Werte nicht nur zu erkennen, sondern auch mehr und nachhaltiger zu leben.

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

Weiterführende Links