Organismus und Ökonomie

Wir leben im Zeitalter der arbeitsteiligen Spezialisierung, in der Arbeits- und Lebenszusammenhänge zerlegt werden unter dem Gesichtspunkt der Effizienz, meist der des eingesetzten Kapitals. Das betrifft auch die Landwirtschaft – mit allen bekannten Nachteilen. Die Demeter-Bauern sind die letzten, die versuchen, Landwirtschaft als Organismus zu gestalten. Es gäbe betrieblich auch andere Effizienzvorgaben wie Auslasten der Arbeitskraft oder Schonen der Ressourcen bzw. des Naturraums oder Aufbau dauerfähiger Fruchtbarkeit und Resilienz. Letztlich erfordert ein Organismus eine andere ökonomische Betrachtung, da hier viel stärker die Binnenbeziehungen von Bedeutung sind als bei einem reinen Input-Output-System. Vielfalt ist ein Schlüsselwort, die Intensivierung vertikaler und horizontaler Wechselwirkungen – also zwischen Pflanze und Boden oder zwischen Acker und Stall – und das Stärken der Eigenkräfte der Organe und des Ganzen sind weitere Wege zur Steuerung. Daraus resultieren Gesundheit und Gedeihen.

Betriebswirtschaftlich heißt das weniger Betriebsmittelkosten, Risikominderung, Nachhaltigkeit. Eigentlich verbessert sich auch die Bilanz, aber Naturkapital wie Bodenfruchtbarkeit etc. wird üblicherweise nicht bei den Aktiva gebucht. Auch könnten die Aufwendungen für solche Investitionen in die Resilienz der Naturgrundlage nicht unterstützt, z.B. durch Ab- bzw. Zuschreibungsmöglichkeiten. Also muss sich auch agrar- und steuerpolitisch was tun, um wirklich nachhaltig wirtschaften zu können: Denn das Konzept von Landwirtschaft als Organismus fordert den ganzen Landwirt, die ganze Landwirtin.

Der Demeter-Blog wird verfasst von Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

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