Muss Landwirtschaft zur Industrie werden?

Mit der Industrie gleich ziehen, das ist der Ehrgeiz der Bauernverbände und Landwirtschaftsorganisationen sowie Ziel der meisten Ökonomen, sowohl in kapitalistischer wie sozialistischer Denkschule. Was die Lebens- und Arbeitsqualität angeht, klar. Aber kann das industrielle Modell überhaupt ein Ziel für die Landwirtschaft sein? Die tickt doch prinzipiell anders, arbeitet sie ja mit einer ganz anderen Grundlage – der Natur, die man eben nicht komplett als Maschine organisieren kann. „Bauer-Sein“ ist zu einem wichtigen Teil auch ein kulturelles Anliegen, eine Lebensform, nicht nur eine Geschäftsidee! Im Begriff Kultur steckt das lateinische „pflegen“ – und genau das könnte der Landwirt: Böden, Pflanzen Tiere, Mitwelt. Selbstverständlich ökonomisch balanciert – doch den Rahmen dafür setzt die Gesellschaft. Sind stark arbeitsteilig-automatisierte Betriebe wirklich die Vorbilder der Landwirtschaft? Die Zahl der Bauern hierzulande nimmt stetig ab, da überzeugen eher die Wirtschaftsdaten von Ökobetrieben. Die sind meist auch betriebswirtschaftlich effizienter, das zeigen auch mutige Bio-Startups hierzulande oder indische Bauern, die auf Biodynamik umstellen und so ihren Boden und ihre Finanzen gesunden. Industrie denkt in Quartalen, Bauern in Generationen, so plakatierte ein Demeter-Betrieb auf der Demo „Wir haben es satt“.

Der Demeter-Blog wird verfasst von Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

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