Kostenwahrheit: Erkenntnisschock für Milchbauern

Während das Coronavirus das öffentliche Leben lahmlegt, müssen Bauern trotzdem melken. Eine Kuh lässt sich nicht einfach abstellen, sonst wird sie krank. Und es gibt Menschen, die wollen Milch und Käse kaufen. Der Preis, den die Bauern, auch die Biobauern, dafür bekommen, ist allerdings eine Aufforderung zum Aufhören. Im Schnitt der letzten fünf Jahre fehlten den Bio-Bauern je verkauftem Liter mehr als 16 Cent, rechnet man unternehmerische Vollkosten. Und das trotz stabiler Preise. Errechnet hat dies das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft im Auftrag u.a. des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. Ein die realen Kosten deckender Bio-Milchpreis müsste für die Bauern bei gut 64 Cent liegen, selbst mit Agrarsubventionen. Zugleich fantasieren gutbezahlte Architekten und IT-ler von Hochhauställen, VR-Brillen für Kühe oder „Digital Animal Farming“. Bauern werden sich das nicht leisten können, sie zehren von der Substanz – industrielle Strukturen und Investoren schon. Hier sind nicht nur die Marktpartner und Verbraucher gefragt, sondern auch die Agrarpolitik.

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

Weiterführende Links