Blaue Stunde: Es gibt mehr Licht und es dämmert dreimal

Rasant werden die Tage länger, Pflanzen und Erde atmeten gerade noch einmal kräftig ein, um dann loszulegen. Dann kamen Forst und Schnee. Die Natur wurde im Erwachen kurz ausgebremst – der Verkehr und die Bauern auch, die Vögel singen trotzdem weiter und unsere Forsythie öffnet sich von Tag zu Tag in Zeitlupe weiter. Eigentlich wollte ich nur wissen, wann zum Frühlingsanfang die Sonne untergeht, weil ich einen biodynamischen Hofrundgang geplant hatte, bevor es dunkel wird. Dass es drei verschiedene Arten der Dämmerung gibt, wusste ich bis dahin nicht. Astronomen unterscheiden drei Phasen – nehmen wir den Morgen: Astronomische Dämmerung ab 18 Grad unter dem Horizont, noch dunkel, die nautische, in der sich die Sonne zwischen 12 und 6 Grad unter dem Horizont befindet, aber ihn schon erhellt und darauf folgend die bürgerliche, die mit dem Sonnenaufgang endet. Wer jetzt denkt, er sieht die Sonne, wo sie steht: Auch beim schönsten Sonnenuntergang ist unser Zentralgestirn geometrisch schon unter dem Horizont, während wir ihren Anblick dank Refraktion durch die Atmosphäre noch genießen. So komplex ist der Kosmos. Und wir mittendrin.

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

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