Saatgut als Gemeingut

Die Veranstaltung „Saatgut als Gemeingut“ suchte in Zeiten einer wachsenden Marktkonzentration im Saatgut-Sektor nach Strategien und praktischen Ansätzen, um der Privatisierung und Monopolisierung des Saatguts entgegenzuwirken. Denn allein die Forderung, politischen Rahmenbedingungen zu verbessern, wird diese Entwicklung nicht stoppen können. Saatgut ist die Basis unser aller Ernährung und muss daher ein Gemeingut bleiben.

Zu den Redner*innen auf der Konferenz in Brüssel zählte auch Demeter-Vorstandssprecher Alexander Gerber. Für ihn ist klar, dass eine Pflanzenzucht der Gesellschaft dienen muss. „Deshalb müssen verschiedene Modelle weiterentwickelt werden, die absichern, dass die genetische Basis für unser tägliches Essen ein für alle zugängliches Gut bleibt. Zudem muss die ökologische Züchtung als ein innovativer Ansatz für die künftige Ernährungssicherheit anerkannt werden.“

Johannes Wirz, Forscher an der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum in der Schweiz, präsentierte die neu erschienene Studie „Saatgut als Gemeingut“, die aufzeigt über welch umfangreiches Expertenwissen gemeinnützig arbeitende Pflanzenzüchter*innen verfügen, um lokal angepasste Sorten für den ökologischen Landbau zu entwickeln. Um diese Arbeit zu unterstützen müssen Regierungsbehörden zu Vermittlern und Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette zu Partnern werden.

Johannes Kotschi von OpenSourceSeeds / Agrecol in Marbug präsentierte die Open Source Lizenz, mit der Saatgut als Gemeingut geschützt werden kann und so ein Gegengewicht zum kommerziellen Saatgut-Sektor bildet.

Monika Messmer, Präsidentin des Europäischen Konsortiums für Ökologische Pflanzenzüchtung (ECO – PB) und Forscherin beim Forschungsinstitut Biologischer Landbau (FiBL) betonte, dass dringend Investitionen in ökologische Pflanzenzüchtung und Innovationen benötigt werden.

Effimia Chatzinikolaou, politischer Koordinator der IFOAM EU-Gruppe betont: „Für die ökologische Bewegung muss es oberste Priorität sein, die ökologische Pflanzenzucht weiterzuentwickeln. Es ist wichtig den aktuellen Rechtsrahmen für die Vermarktung von Saatgut zu ändern, um ökologisch gezüchteten Sorten den Marktzugang zu erleichtern. Wenn bis 2030 50% der Flächen in der EU ökologisch bewirtschaftet werden sollen, muss dieses Ziel sich auch in der öffentlichen Forschungsförderung niederschlagen."

Peter Kunz, biodynamischer Züchter aus der Schweiz, fügte hinzu: „Die Ökologische Pflanzenzüchtung voranzubringen, ist eine gemeinschaftliche Aufgabe der gesamten ökologischen Wertschöpfungskette. Bio-Unternehmer sollten sich aktiv engagieren und einen Teil ihrer Gewinne in die Züchtung investieren."

Maria Heubuch, Mitglied des Europäischen Parlaments, ist überzeugt, dass eine unabhängige ökologische Pflanzenzucht von wesentlicher Bedeutung für die Zukunft des ökologischen Anbaus ist.

Die Veranstaltung “Saatgut als Gemeingut” wurde vom Brüssler Büro des Dachverbandes Demeter-International organisiert. Es war die vierte Veranstaltung im Rahmen eines drei Jahres-Projekts „Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung in Europa“.