Wir trauern um Ursula Hudson

Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland und Vorstandsmitglied von Slow Food International, ist am vergangenen Freitag nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem und dafür einsetzt, bäuerliche Landwirtschaft, traditionelles Lebensmittelhandwerk und die regionale Arten- und Sortenvielfalt zu erhalten. Als Vorstandsvorsitzende seit 2012 trug Ursula Hudson maßgeblich dazu bei, Slow Food eine relevante Stimme und politische Ausrichtung zu verleihen und eine gerechtere, bessere und somit zukunftsfähige Ernährungswelt voranzutreiben. Bis zuletzt war sie für den Verein aktiv und hat seine Geschicke gelenkt.

Demeter-Vorstand Alexander Gerber ist tief betroffen: „Oft und zu vielen Themen haben wir mit Ursula Hudson an einem Strang gezogen. Wir verlieren mit ihr eine humorvolle, streitbare, und beharrliche Kämpferin für beste Lebensmittel und für eine nachhaltige, zukunftsfähige Land- und Ernährungswirtschaft. Oft hatte sie originelle Ideen, wie man Themen pointiert und doch fundiert kommunizieren kann und sie so auch in den Medien platziert bekommt. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren und ihren engagierten Kampf für eine bessere Welt beherzt fortsetzen.“

Als promovierte Kulturwissenschaftlerin setzte sich Ursula Hudson seit jeher mit dem Thema Essen, dessen Geschichte und Kultur auseinander. Sie tat dies u.a. während verschiedener Lehrtätigkeiten an Universitäten in Deutschland und England, als Autorin sowie als Vorstandsmitglied von Slow Food Deutschland seit 2010. In ihrer Rolle als Vorsitzende verlieh die 62-jährige gemeinsam mit ihren Vorstandskolleg*innen der Slow-Food-Bewegung eine wachsende Stärke, eine klare politische Haltung sowie eine zunehmende Ausrichtung auf ganzheitliche Lebensmittelqualität und Ernährungsbildung.

Zu ihrem Tun motivierten sie ihr Wunsch und Bestreben, „die (Ernährungs-)Welt ein klein wenig besser zu machen“. Und das hat sie. Ihr scharfer Intellekt, ihr kritischer Geist waren dabei stets gepaart mit emotionaler Wärme, Witz, Charme und wertschätzender Akzeptanz ihres Gegenübers. Angetrieben hat sie die eigene Erfahrung, dass gute, saubere und faire Lebensmittel nicht nur umfassend Freude bereiten, sondern die wahren Beziehungsstifter sind; sie setzen uns in Kontakt – mit uns selbst, mit anderen, der Umwelt, dem Klima, den Tieren und Pflanzen, der (Kultur-)Landschaft, dem Ökonomischen. Slow Food als Bewegung war für sie eine beziehungsstiftende und -bejahende Lebenshaltung, die nachhaltig verändert.

Mit ihren Denkanstößen prägte Hudson nicht nur die Ausrichtung der Slow-Food-Bewegung in Deutschland, sondern auch die weltweite Organisation. Sie machte sie zu einem gefragten Bündnispartner und vergaß dabei nie diejenigen, die ihr besonders wichtig waren: All die Menschen, die gute, saubere und faire Lebensmittel erzeugen, weiterverarbeiten, uns zur Verfügung stellen. Hudsons Credo: Nur gemeinsam können wir etwas bewegen und verändern. Als gefragte Referentin und Diskussionsteilnehmerin wurde sie zum Gesicht von Slow Food.