Die Fakten zur öffentlichen Debatte

In den Medien wird vermehrt die Frage gestellt, wie gut Bio wirklich ist. Dabei wird jedoch kaum darauf geschaut, was der Ökolandbau bereits für Umwelt, Tiere, Lebensmittelqualität und Gesellschaft leistet. Vielmehr wird die nachhaltigste Form der Landwirtschaft auf bedauerliche Einzelfälle, wie beim Thema Tierhaltung, reduziert. Damit wird gleichzeitig die Chance für eine sachliche Auseinandersetzung mit vorhandenen Schwachstellen des Ökolandbaus vertan. Vor allem aber zeichnen sich einige Berichte und Sendungen durch mangelhafte Recherche, Unwissen oder bewusste Verdrehung von Tatsachen aus als durch objektive Berichterstattung und sachliche Information.


Der BÖLW stellt hier die Fakten zu den angesprochenen Themen dar. Die Links am Ende der jeweiligen Themenbereiche führen zu ausführlichen Texten mit umfangreichen Quellenangaben. Die wichtigsten Fragen rund um Bio werden hier http://www.boelw.de/bioargumente.html beantwortet. Am 24. Dezember 2012 erscheint eine vollständig überarbeitete Neuauflage dieser Broschüre.

Bio-Tierhaltung
Die artgerechte Tierhaltung ist im Ökolandbau ein zentrales Anliegen. Die Tiere haben deutlich mehr Platz als in konventioneller Tierhaltung. Auch Tageslicht im Stall, Auslauf und Stroheinstreu sind gesetzlich vorgeschrieben. Schmerzhafte Eingriffe, wie das Kürzen von Schweineschwänzen, sind verboten. Sie  werden nur in einzelnen Ausnahmefällen genehmigt und dürfen nicht prophylaktisch vorgenommen werden. Masttieren wird mehr Zeit zum Wachsen gelassen. Bio-Tiere weisen ähnliche Sterblichkeitsraten wie konventionell gehaltene Tiere auf und haben einen ähnlichen Gesundheitsstatus. Dabei wird dieser immer noch verbesserungswürdige Status durch vorbeugende Maßnahmen – und demzufolge mit einem erheblich geringeren Einsatz an Medikamenten – erzielt. Ist eine Behandlung notwendig, kommen vorrangig homöopathische Mittel und naturheilkundliche Methoden zum Einsatz. Erst wenn diese Maßnahmen nicht mehr greifen, sind Antibiotika-Behandlungen zur Vermeidung von Tierleid erlaubt. Nach mehr als einer Anwendung verlieren die behandelten Tiere ihren Bio-Status. Bei Tieren, die länger als ein Jahr leben, ist eine Behandlung pro Lebensjahr zulässig. Das liegt deutlich unter dem durchschnittlichen Antibiotikaeinsatz in der konventionellen Tierhaltung. Die deutschen Bio-Anbauverbände verständigen sich derzeit auf einen Aktionsplan Tierwohl, um die ohnehin geringe Zahl problematischer Bio-Tierhaltungen weiter zu reduzieren. Siehe auch http://www.boelw.de/biofrage_13.html

Ökologischer Landbau und Umwelt
Jede Art der Landbewirtschaftung hat Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen. Die Folgewirkungen des Ökolandbaus beeinträchtigen diese jedoch weit weniger als der konventionelle Landbau und sind in weiten Teilen ausgesprochen positiv. So führt der Ökolandbau zu einer höheren biologischen Aktivität im Boden, erhält das Bodengefüge und verringert Bodenverluste. Die gesteigerte Wasserspeicherkapazität des Bodens trägt zum Schutz vor Hochwasser bei. Ausgeglichenere Nährstoffbilanzen reduzieren die Versauerung der Böden und den Eintrag von Nährstoffen in die Gewässer. Auch der geringere Einsatz von Tierarzneimitteln und das Verbot synthetischer Pflanzenschutzmittel schonen Grundwasser und Oberflächengewässer. Der Verzicht auf mineralische Dünger und synthetische Pflanzenschutzmittel vermindert den Energieverbrauch und zugleich die Emission klimaschädlicher Gase. Siehe auch http://www.boelw.de/biofrage_21.html

Ökologischer Landbau und Welternährung
Es gibt nicht zu wenig Lebensmittel. Neun bis elf Milliarden Menschen könnten mit dem ernährt werden, was auf unseren Feldern wächst. Hunger ist also in erster Linie ein Problem, das mit Nachernteverlusten, Zugang zu Märkten, politischen Systemen und Verteilungsgerechtigkeit zusammenhängt. Bedroht ist die Nahrungsmittelproduktion vor allem durch den täglichen Verlust von Tausenden Hektaren fruchtbaren Ackerlands. Gerade die Methoden der Ökologischen Landwirtschaft beugen gegen den Verlust von Bodenfruchtbarkeit und gegen Wind- und Wassererosion vor. Gerade auf den sensiblen Böden in jenen Ländern, in denen Hunger herrscht, führt der Ökolandbau mit seiner Humuswirtschaft zu bemerkenswerten Ertragssteigerungen und so zu einer wesentlich besseren Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Würden die Deutschen gemäß den Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse und Obst essen, könnte schon jetzt der gesamte Bedarf an Lebensmitteln in Deutschland mit Bio-Anbau gedeckt werden und es blieben noch drei Millionen Hektar Land übrig, die z..B. für den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen genutzt werden könnten. Siehe auch http://www.boelw.de/biofrage_27.html

Gesundheitswert von Bio-Lebensmitteln
Die Frage, ob Bio-Lebensmittel gesünder sind als konventionelle Lebensmittel, lässt sich nicht beantworten. Dazu wären Studien notwendig, die über einen langen Zeitraum hinweg Gruppen von Menschen miteinander vergleicht, die sehr ähnlich leben und sich ausschließlich bio, konventionell oder mit  Placebos ernähren. Aktuell wird also nur indirekt über höhere Gehalte an erwünschten und geringeren Gehalten an unerwünschten Stoffen auf die Gesundheitswirkung von Lebensmitteln geschlossen. Und zumindest bei den unerwünschten Stoffen gibt es einen eindeutigen Befund: Bio-Lebensmittel enthalten drastisch weniger Pestizidrückstände als konventionelle Lebensmittel. Obwohl auch in konventionellen Lebensmitteln die Rückstände in der Regel unter den Grenzwerten liegen, ist völlig unklar, welche Wirkung das Vorhandensein von Rückständen mehrerer Pestizide in einem Lebensmittel hat. Und dass Pestizide Parkinson-Erkrankungen begünstigen, ist inzwischen gesichert. Man kann auch davon ausgehen, dass Lebensmittel aus einer Landwirtschaft, die den Boden gesund erhält, Pflanzen ohne Gifte erzeugt und Tiere artgerecht hält, letztlich für den Menschen besser sind als solche, die mit chemisch-synthetischen Düngern behandelt und mit Pestiziden gespritzt werden. Oder die aus industrieller Tierhaltung mit hohem Antibiotikaeinsatz stammen. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Eine intakte Umwelt und persönliche Lebensstile sind beispielsweise wichtige Faktoren, die zum Wohlbefinden beitragen. Es ist deshalb problematisch, wenn Lebensmittel in ihrem Gesundheitswert ausschließlich nach Inhaltsstoffen bewertet werden. Damit wird der Nährstoff aus dem Zusammenhang des Essens, das Essen aus dem Zusammenhang der Ernährung und die Ernährung aus dem Zusammenhang des Lebensstils sowie aus dem Erzeugungs- und Herstellungsprozess entkoppelt. Gerade unter diesem ganzheitlich-nachhaltigem Gesichtspunkt punktet Bio: denn Menschen, die sich überwiegend mit Bio-Lebensmitteln ernähren, pflegen einen gesünderen Lebensstil und die Erzeugung von Bio-Lebensmittel führt zu einer unbelasteten und vielgestaltigen Umwelt. Siehe auch http://www.boelw.de/biofrage_19.html


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