Biodynamiker trauern um Gothart Willmann

Gothart Willmann, der Gründer der Gärtnerei Willmann und des gleichnamigen regionalen Großhändlers in Vaihingen, ist tot. Der 85jährige starb am Freitag so wie er gelebt hat – mitten in seinem bis zuletzt sehr erfüllten und tatkräftigen Alltag. In vertrauter Runde in der Christengemeinschaft Stuttgart hörte sein Herz auf zu schlagen und er entschlief ganz friedlich vor dem Isenheimer Altar.

Demeter-Vorstand Dr. Alexander Gerber würdigt die Lebensleistung des 85jährigen für die biodynamische Gemeinschaft: „Mit seiner ansteckenden Begeisterung für die Sache hat er immer wieder wichtige Impulse für die Weiterentwicklung von Demeter gegeben“.

Johannes Ell-Schnurr, Geschäftsführer der baden-württembergischen Arbeitsgemeinschaft für Biologisch Dynamische Wirtschaftweise, erinnert vor allem an Gothart Willmanns Beharrlichkeit im Ringen um ein gemeinsames Verständnis. Im Mittelpunkt stand für den tiefsinnigen Pionier stets die Anthroposophie und die daraus zu entwickelnden konkreten Aufgaben.

Gothart Willmann war nicht nur der Impulsgeber, Gründer und maßgebliche Träger der Gärtnerei Willmann in Vaihingen/Enz und Ingersheim sowie des Handelskontor Willmann in Vaihingen/Enz, sondern auch vielfältig für Demeter engagiert. 

Er war Mitbegründer der Vereinigung für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise Baden-Württemberg und lange Zeit im Vorstand tätig. Viele Jahre arbeitete Gothart Willmann in Vorstandsgremien von Demeter Bund und Forschungsring mit, hielt Vorträge bei Einführungskursen und bereicherte das Grundlagenforum des Verbandes mit seinen fundierten Hinweisen auf Steiners Impulse. 

Geprägt durch ein anthroposophisches Elternhaus, die Waldorfschule und frühen Kontakt zu Demeter-Erzeugern besuchte der junge Gärtner bereits im Januar 1947 den vierwöchigen Einführungskurs in die Biodynamische Wirtschaftsweise. 1952 pachtete er mit seiner Frau Ingemarie eine kleine Gärtnerei in Kleinglattbach, einem Ortsteil von Vaihingen/Enz. Hier entstand die Keimzelle der Gärtnerei Willmann und auch die erste Vermarktungsstruktur. Gothart Willmanns Mutter verkaufte das selbst erzeugte Gemüse in Stuttgart an der Waldorfschule Uhlandshöhe im eigens dafür errichteten Häuschen, dem „Gemüseanum“. Die Gärtnerei pachtete Flächen dazu, bildete Lehrlinge aus, sorgte durch gemeinsame Arbeit an Steiner-Texten und künstlerische Elemente wie die Aufführung der Oberufer Weihnachtsspiele für Entwicklung, verband sich mit einem Trägerverein und gründete schließlich Anfang der 1980ziger Jahre das Handelskontor Willmann (HAKO), das heute noch als regionaler Großhändler vorrangig Demeter-Waren in die Naturkostläden liefert. 

Charakteristisch für Gothart Willmann war es, die Grundprinzipien des Biodynamischen ebenso im Blick zu haben wie die Gestaltung der Zukunft. So wurde er zum beständigen Mahner und kritischen Begleiter der Bewegung, dem vor allem die Aus- und Weiterbildung am Herzen lag. „In seinem Sinne kann die Demeter-Gemeinschaft gerade diese Aufgaben sicherlich noch intensiver bearbeiten“, freut sich Vorstand Dr. Gerber über ein Vermächtnis des Pioniers, das weiter wirken wird.